Benutzeranmeldung

Sie verlassen die TRILOGOS-Website Deutsch. Möchten Sie auf die englische Website wechseln?

Elementi 02: Eindruck und Ausdruck

Kreatives Schreiben in der Praxis mit Dr. Rudolf Mayer, Lyriker, Maler, Sozialwissenschaftler

Das Rahmenkonzept dieses Trilogos-Tagesseminars könnte man so formulieren: Die Welt ist Schwingung. Unsere Sinne sind Sensoren für die unterschiedlichen Qualitäten der Schwingungen, allerdings nicht nur die Sinnesorgane. Alles spricht für das Bild, den Körper im ganzen als Resonanzraum zu begreifen, als ein Universalinstrument, das Schwingungen aufnimmt, in Resonanz tritt und wieder Schwingungen aussendet.

In diesem Universalinstrument, in seinem Resonanzraum also, wohnt unsere Seele. Zu ihr gehört – wenn man diese Trennung überhaupt machen will, und wenn, dann nur als analytischen Denkschritt – die Qualität in uns, die wir das Geistige nennen. Wir – Körper/Seele/Geist – sind mit der Welt durch die vieldimensionalen Schwingungsnetze verbunden. Dies ist keine romantische, esoterische oder sektiererische Schwärmerei, sondern ein Interpretationsmuster der Realität, das auch dem Stand der Forschung entspricht.

Während optische und akustische Botschaften – vorausgesetzt ihre Bedeutungen sind bekannt – unmittelbar verstanden werden, ohne dass man sie hinterfragt, ist sprachliche Botschaft doppelt verschlüsselt: das Wort bildet ein – Symbole ab und um es zu verstehen, muss es vom Adressaten wieder rückübersetzt werden, damit es “sinnlich” wahrnehmbar wird.

Sprache erschafft somit eine eigene Welt. Die Welt in Resonanz oder Dissonanz, in Entsprechung oder Widerspruch zu setzen, ist ein interessantes Unterfangen.

So gewinnen wir durch Sprache die Möglichkeit, weit über die unmittelbar erfahrbaren Dimensionen hinaus zu erfinden, zu beschreiben und über die erfahrbare Welt zu kommunizieren.

Sprache ist umso “wahrer” je mehr sie bewusst aus dem “Resonanzraum Mensch” kommt, der schwingungssensibel auch für die anderen “Frequenzen” bleibt.

Das Kursziel war: Ohne Eindruck kein Ausdruck. Das klingt plausibel. Aber unsere Eindrücke, unsere Wahrnehmungen müssen zuerst “kultiviert” und bewusstgemacht werden, damit unser Ausdruck dem Eindruck entspricht, ja ihn übertreffen kann.

Normalerweise ist die Beschreibung äusserer oder innerer Zustände oder Ereignisse auch mehr als nur eine Abbildung des Eindrucks. Gemessen an der quantitiven Vielfalt der sensorischen Detail-Eindrücke ist das “Ausgedrückte” meistens quantitativ sogar weniger, aber nicht ärmer. In der Beschränkung der Vielfalt kann vielmehr die Stärke liegen, in der Gestaltung nämlich: durch Herausheben und Ausmodellieren wesentlicher Eindrücke, Verstärkung, dramatische Strukturierung eines Ereignisses (auch ein fallendes Blatt ist ein Ereignis!), Anreicherung mit Vergleichen, Aufblühenlassen und Erklingen und Schmecken, Fühlen und Riechen.

Und das nicht nur im Schreiben, sondern auch im stimmlichen, gestischen und Bewegungs- Ausdruck. Das führt dann zu einer je individuellen Dramaturgie des Kontakts zur Umwelt über die Sprache.

Der Seminartag, den man auch “Sprache und Bewegung” nennen könnte, wurde vom Kursleiter in 4 Arbeitseinheiten gegliedert, wobei Bewegungsübungen aus der Kinesiologie, dem Kommunikationstraining und dem Chi Gong eingeschoben wurden. Schliesslich wird Lernen durch Bewegung, d.h. durch Verankerung der Lerninhalte im Körper erheblich unterstützt.

© TRILOGOS STIFTUNG 2012. Alle Rechte vorbehalten | Letzte Aktualisierung 08.05.2024