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Elementi 23: Aus der Schule - Vortrag: Metamorphose

von Therese Stieger-Molina / Herbst 2004

Am Freitag, 2. Juli 2004 mit Reinhilde Burg, Aspirantin Zertifikat 1

Die Referentin, Reinhilde Burg, wählte für Ihren zweiten Vortrag ein zu Ihrem derzeitigen Lebensabschnitt passendes Thema. Transformation war ihr zu heftig ausgedrückt, so entschied sie sich für " Metamorphose ".


1. Definition von Metamorphose

Dieses griechische Wort bedeutet Verwandlung und wird in der Botanik, der Zoologie, in der Gesteinskunde, in Mythen und in der Literatur als wissen-schaftlicher Begriff verwendet.

Metamorphose bedeutet also, dass ein Lebewesen sich verwandelt und eine neue Gestalt innerhalb desselben Lebenszyklus annimmt.

Diese drei Punkte machen eine Metamorphose aus :

  • Unumkehrbarkeit
  • Gestaltungswandlung
  • bessere Anpassungsfähigkeit



2. Die Metamorphose in der Pflanzenwelt

Mineralreich :
Diese Metamorphose findet unterirdisch statt und der Prozess ist nur vorher und nachher sichtbar. Durch hohen Druck und hohe Temperaturen wechselt die Molekularstruktur und das Gestein verändert sich. Diese Metamorphose ist hier eine Gestaltumwandlung, die kurz vor dem Schmelzpunkt stattfindet.

Pflanzenreich :
Bestimmte Teile der Pflanzen wandeln ihre Gestalt sichtbar. Die Eichel z.B. enthält die Information, dass neue Triebe für einen Baum entstehen. Sie ändert also ihre alte Gestalt durch ein Aufgehen in und mit der Erde vollständig, löst sich in ihrer alten Gestalt auf und nach Jahren entsteht ein neuer Baum. Wenn Käfer im Juni die Blätter fressen, lässt sie neue spriessen. Sie wächst lang-sam, unauffällig, und erst wenn die grossen Bäume entfernt werden, kommt sie voll zur Geltung.

Tierreich :
Hier fällt der Effekt der Unumkehrbarkeit sofort auf. Nach wenigen Tagen ist aus einem Ei, zuerst eine Larve, dann eine Raupe, danach ein Cocon entstan-den und zuletzt schlüpft ein wunderschöner Schmetterling heraus. Es entsteht ein schönes vollkommen anders aussehendes Lebewesen innerhalb des-selben Lebenszyklus.

Menschenreich:
hier reden die Wissenschaftler nicht von einer Metamorphose sondern eher vom Lauf des Wachstums. Rudolf Steiner widmete sich diesem Thema bei seinen Studien zum Stoffwechsel und der steten Erneuerung der Zellen. Seine These sagt, dass der Mensch sich alle sieben Jahre total erneuert. Er erhält neue Zellen und eine neue Haut , wodurch er praktisch vollkommen neu er-schaffen ist und doch gleich aussieht wie früher. Er durchlebt eine physische und seelisch-geistige Metamorphose in sieben Jahren. Diese werden wie folgt gegliedert:

0 - 7 Jahre Entwicklung des physischen Leibes
7 - 14 Jahre Bild - oder Kräfteleib
14- 21 Jahre Empfindungs- oder Astralleib
21 - 28 Jahre Ich-Leib

Da die ersten sieben Jahre für die seelisch-geistige Ausprägung für die spä-teren Altersstufen von fundamentaler Bedeutung sind, muss man gemäss Rudolf Steiner's Lehre grösstes Augenmerk auf das "Wie" der Kindeserziehung legen. Hieraus entstand die Walddorfschule mit ihrer Pädagogik.


3. Die Metamorphose in der Literatur

Im Altertum hören wir von Göttern oder Halbgöttern, die sich in Tiere oder Ge-genstände verwandeln und sich wieder rückverändern können. Die Gestalt resp. Psyche bleibt jedoch die gleiche.

Im späten Mittelalter entstehen die Märchen mit ihren Verwandlungen durch Hexen, wo schmerzhafte Wandlungen oder Erlösungen stattfinden. Auch in Goethes Werken geschehen solche Veränderungen. Hesse beschreibt in "Piktor's Verwandlung" den Zustand und die Vielfalt in den paradiesischen Gärten und der Notwendigkeit der ständigen Wandlungsfähigkeit im Reich der Lebewesen.

In der Neuzeit verfolgen wir in der Fernsehserie "Enterprise" die Verwandlung gewisser Darsteller in zu den angefahrenen Planeten passenden Menschen-typ. Die Geschichten von Harry Potter beinhalten ebenfalls solche Verände-rungsprozesse. Salvador Dali beschäftigte sich bereits 1936 mit diesem Thema und es entstand das Bild " Metamorphose des Narzisse ", sowie Goethes Gedicht "Metamorphose der Pflanzen".


4. Die Metamorphische Methode

An einer Abendveranstaltung in München hörte die Referentin über die Weiter-entwicklung der Reflexzonenmassage durch Roberts St. Johns in den 1970er Jahren. Gaston St. Pierre fand heraus, dass diese Druckpunkte auch anders funktionieren. Durch eine leichte Berührung wird etwas im Menschen ange-stossen. In Füssen, Kopf und Wirbelsäule können so Selbstheilungskäfte, die in den Zellen gespeichert sind, aktiviert werden. Der Behandler soll nur als Katalysator dienen, den Patienten kaum berühren und seine Krankengeschich-te nicht kennen. Diese Methode kann auch bei Kindern angewendet werden, um die in ihnen schlummernden, den zukünftigen Menschen prägenden Anlagen zu fördern, ihm zu seiner Metamorphose zu verhelfen, um das zu werden, was er vom Zeugungsakt an werden soll.


5. Wandlung im katholischen Gottesdienst

In der katholischen Eucharistie, dem christlichen Altarsakrament, findet eine Umwandlung, resp. eine Erneuerung der Verbindung zum Göttlichen statt.

Am Gründonnerstag brachte Jesus gemäss Ueberlieferung die Mitbringsel für seine Prinzipien mit, also das Brot und den Wein. Er sprach "nehmet und esset alle davon " und "das ist der Kelch des ewigen Bundes ".

Im Gottesdienst werden immer wieder diesselben Texte gelesen und symbolisieren so das Ritual. Die Verwandlung findet nicht manifest statt, sondern durch eine Vergeistigung der eingesetzten Lebensmittel. Die irdischen Gaben werden mit etwas Himmlischem durchdrungen und dienen zur Kräftigung, da-mit dem Menschen die Energie für die Wandelbarkeit im täglichen Leben er-neuert und erhalten bleibt. Diese Wandlungsfähigkeit besteht darin, jeden Tag überkommene Dinge loslassen zu können, bei Problemen, Krisen oder im Todesfall.


6. Abgrenzung Metamorphose / Transformation

Metamorphose ist die Verwandlung, die mit dem Leben auf der Erde zu tun hat und innerhalb ein und desselben Lebenszyklus stattfindet.

Transformation ist ebenfalls eine Verwandlung und geht über den physischen Tod hinaus, wodurch diese bis in andere Dimensionen hinein stattfindet.



Metamorphose im Lebenslauf der Referentin:

Sie durchlebt zur Zeit ihre persönliche Metamorphose auf seelisch-geistiger Ebene. Ihre ehemaligen Wertvorstellungen sind nicht mehr, sie durchschritt innere Baustellen mit vielen Emotionen, fühlte sich heimat- und bodenlos und hatte Mühe beim Loslassen.

Ihr Leben ist zur Zeit in einem Umbruch, sie zieht demzufolge auch in eine neue Wohnung und sieht wieder positiv. Einfacher wäre es gewesen, wenn Sie Ihre bisherigen grünen Blätter hätte behalten können, bis neue nachgewach-sene wären.


Ein Sprichwort sagt doch: Wenn Gott eine Türe zumacht, geht gleich wieder ein Fenster auf.

Dies wäre wohl der Idealzustand, aber nicht bei allen passiert dies immer so reibungslos nacheinander oder sogar simultan. Manche durchleben zwischen diesen zwei Vorgängen innere Kämpfe und stolpern über Tücken und müssen lernen loszulassen und nicht immer alles nach Plan machen zu wollen. Im Nachhinein kommt immer eine Lösung und man realisiert dann, dass man in dieser Zwischenzeit zum eigenen Vorteil massiv gereift ist.

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